Blaue Knieschoner: Die Fashion Week & ich

Zugegeben, die Fashion Week in Berlin ist schon seit ein paar Tagen vorbei. Aber busy busy busy wie man es als Großstadteuropäer nun einmal zu sein hat (zwischen Elektroparty auf einem Flachdach in Mitte und Vernissage des schwulen Neuköllner Künstlerfreundes blieb keine Zeit – aber wem sag ich das, das kennt ihr ja), hab ich es nicht auf die Reihe bekommen, meinen Blog rechtzeitig abzudaten, oder wie andere sagen: „Ich bin ja so gesträääääst.“

Nein, stimmt nicht. Eigentlich war ich mir nur nicht sicher, ob ich die Fashion Week tatsächlich im Blog erwähnen oder das Ereignis besser für immer aus meinem Gedächtnis löschen sollte. Denn was folgt, ist nicht gerade das ruhmreichste Stück aus meinem Leben. Aber säh la wieh, wie mein halb-französischer Ex-Mitbewohner nach drei Gläsern Wein zu nuscheln pflegte.

Doch ganz abgesehen davon, dass die Fashion Week nicht glorreich in meine persönlichen Annalen (bitte mit Doppel-N!) eingehen wird, wäre diese um ein Haar unbeachtet an mir vorbeigegangen. Denn die Fashion Week ist so etwas wie die Pyromusikale. Die WAS? Genau – auch so ein Event eben, das momentan in Berlin stattfindet, bei dem ein Orchester klassische Musik geigt und ein Pyromane dazu Raketen zündet. Als Berliner kriegst du davon nichts mit, außer dass man seit zwei Tagen allabendlich meinen könnte, der Flughafen Tempelhof werde nieder gebombt. Warum ich jetzt von der Pyromusikalen erzähle? Weil die Fashion Week auch so ist. Ein Ereignis, das zum kulturellen Dauerrauschen Berlins gehört, aber sonst beim Bionade Trinken nicht weiter stört.

Bis zu diesem Jahr. Die Störung kam in Form einer Eintrittskarte zur Kilian Kerner Show. Bevor hier das hektische Gegoogle losgeht: Nein, Kilian Kerner muss man nicht kennen. Zusammengefasst ein junger Modemacher aus Berlin, den GQ als „den neuen Shootingstar der Szene“ bezeichnet.

Modewochen kannte ich bisher nur als Exclusiv mit Frauke Ludowig. Und weil jedes Mädchen sich wünscht, alles mal in Echt zu sehen, was Frauke im Fernsehen zeigt, nahm ich die Freikarte meiner Arbeitskollegin natürlich an. Einziges Problem: Die Show ging schon zwei Stunden später los, also keine Zeit zum heimfahren, schick machen, umziehen – und das an einem Casual Friday, der in einer Agentur gewöhnlich auf den Casual Monday, Casual Tuesday, Casual Wednesday und Casual Thursday folgt.

Aber auch das konnte mich nicht schrecken, da ich auf einer Fashion Show ohnehin nur Agentur- und Pressemenschen wähnte. Wäre da nicht das kleine Missgeschick vom Mittwoch gewesen. Am Mittwoch war ich vom Fahrrad gestürzt, was zur Folge hatte, dass Knie, Ellebogen und nahezu alle Körperteile, die mein Casual Friday Outfit zeigte, aufgeschürft, blutig und/oder blau waren.

Aber vom letzten Frisörbesuch mit Bunten-Update hatte ich in Erinnerung, dass die Besucher einer Fashion Show ohnehin im Dunkeln sitzen. Und ICH muss ja nicht über den Catwalk, redete ich mir ein. Also, wer sollte sich schon für mein Knie interessieren? Nein, über den Catwalk musste ich nicht. Nur vorbei an fünf Türstehern im schwarzen Zwirn, vorbei an etlichen Modetussis, vorbei an E-Prominenz (hier verhält sich das mit den Buchstaben im Übrigen umgekehrt proportional zu den Körbchengrößen, das heißt: je größer der Buchstabe, umso weniger begehrenswert). Der einzige Promi, den ich (wiederum aus Exclusiv mit Frauke Ludowig) kannte, war Matthias Schweighöfer. Und der sah in seinem grauen T-shirt und der Jeans ähnlich deplatziert aus wie ich.

„Mit viel Glück kann man mich für eine dieser Hostessen halten, die mit blauen Knieschützern herumlaufen und kostenlose Getränke verteilen“, dachte ich mir und mir war rätselhaft, warum man mit flachen Schuhen blaue Knieschoner tragen muss. Hätte ich die mal besser gehabt am Mittwoch. Aber wer konnte schon ahnen, dass so etwas passiert. Oder kennt ihr irgendjemanden über 10 Jahren, der vom Fahrrad fällt und sich die Knie aufschlägt? Ich jedenfalls nicht.

Das nächste Mal musst ich an blaue Knieschoner denken, als ich die Models in 15-cm-Absatz-Schuhen über den gefliesten Laufsteg stolpern sah. Ehrlich gesagt glaube ich sogar, dass bei den meisten Kleidern blaue Knieschoner gar nicht weiter negativ aufgefallen wären.

Nach 20 Minuten war die Show dann auch vorbei und busy busy busy machten sich die Berliner Fashionitas auf zu ihrem nächsten Bionade-Date. Auf dem Rückweg drückte mir eine Hostess noch einen Energydrink in die Hand. Ich glaube, sie fand mich ganz sympathisch. Bestimmt wegen des Knies.

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