Weltgeschehen auf Fotopapier gebannt

Wenn ich nach Hause fahre, also dorthin wo ich aufgewachsen bin und meine Eltern wohnen, was höchstens alle paar Monate vorkommt, blättere ich gewohnheitsgemäß die abonnierte Lokalzeitung durch. Jedes Mal kommt mir das Blatt noch unwichtiger, noch schlechter vor. Das Schlimmste ist nicht einmal der halbseitige Bericht über die Jahreshauptversammlung des Tischtennisvereins. Nein, wirklich grausig sind die absolut uninspirierten Bilder. Anständige Fotografen will sich die Zeitung ohnehin nicht leisten, also erhält jeder, der eine Digitalkamera wackelfrei in zwei Händen halten kann, die Chance gedruckt zu werden.

worldpressphoto102_v-gross4x3Unter diesen Umständen ist es kein Wunder, dass Menschen lieber Fernsehen schauen als in ihre Zeitung. Schließlich sagen die (zugegeben auch nicht immer hochqualitativen) Bilder mehr als 1000 gedruckte Worte.

Dies soll jedoch kein Abgesang auf die Tageszeitung werden. Vielmehr ein Appell, sich mehr Mühe zu geben. Dass nämlich ein einziges Bild die Wirklichkeit viel stärker einfangen kann, als es Fernsehkameras bisweilen vermögen, habe ich letzte Woche auf der Wanderausstellung der World Press Photo Foundation gesehen.

Bis zum 5. Juli macht die Ausstellung Stopp in Berlin. Gezeigt werden ausgezeichnete Pressefotos des letzten Jahres. Erdbeben in China, Weltwirtschaftskrise, Olympische Spiele oder Krieg in Russland. Bilder, die Weltgeschehen auf einen Moment bannen und trotzdem alles einfangen.

Sehr beeindruckend. Wer die Chance hat, die kostenlose Ausstellung zu besuchen, sollte sich das nicht entgehen lassen. Wer nicht in Berlin lebt, der kann sich hier zumindest die Fotos ansehen.

(Das Foto zeigt im Übrigen das Weltpressefoto 2008.)

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